Spritze mit Impfserum für Reiseimpfungen

Reiseimpfungen

Reiseimpfungen – Welcher Impfschutz ist notwendig?

Kein anderes Thema ist unter Backpackern so umstritten und vielseitig diskutiert, wie das Thema Reiseimpfungen. Besonders durch das neuartige Coronavirus, dürfte diese Diskussion um ein neues angefacht sein. Die Argumente für und gegen Impfungen werden seither hitzig diskutiert. 

Generell empfiehlt es sich vorab, für einen ersten Überblick, auf der Seite des Auswärtigen Amts und dem Robert Koch Institut zu informieren. Dort wird die Datenbank täglich aktualisiert – dies gilt nicht nur für Krankheiten, sondern auch für Reisewarnungen bezüglich der politischen Lage, aber auch in Hinsicht auf Naturkatastrophen und kriminellen Aktivitäten. Nachdem man sich vorab ein wenig informiert hat, bleibt man oftmals mit einem langen Zettel voller empfohlenen Reiseimpfungen und vielen Fragen zurück:

Sind die Vorsichtsmaßnahmen denn alle notwendig?

Ja und Nein. Einen Universal-Ratschlag gibt es nicht, denn es kommt ganz darauf an, wie lange man unterwegs ist, wo man unterwegs ist und wie man seine Reise gestalten möchte. Mit folgendem Fragekatalog kannst du dir dein Entscheidung und den Rat deines Arztes bereits ein wenig vereinfachen:

  • Bleibt man nur in Städten, oder reist man auch in ländliche, abgelegene Orte?
  • Kommt man mit der Natur in Kontakt? Dschungel?
  • Wird man in Kontakt mit Tieren kommen z.B. in einem Tierhospiz, oder beim Klettern in einer Tropfsteinhöhle?
  • Sind die Reiseorte eine Risikozone für bestimmte Erkrankungen?
  • Wie lange ist man unterwegs? 2 Wochen, einen ganzen Monat, oder länger?
  • Wo schläft man? In einem Zelt, einer Bambushütte, oder in einem Hotel?
  • Welche Länder bereist man und welche Route hat man sich grob zurecht gelegt? Reist man in den Norden, in den Süden, in den Osten und den Westen?

Nach Beantwortung dieser Fragen, zeichnen sich oft schon erste notwendige Reiseimpfungen ab.

Tropenmediziner

Dann bleibt da noch der Gang zu einem Arzt, welcher eine Beratung für Reisekrankheiten anbietet. Für wenig Geld (40-60€) kannst du dich individuell beraten lassen. Wichtig ist nur, dass der Arzt Spezialist auf seinem Gebiet ist und du bereits oben genannte Fragen einigermaßen beantworten kannst: denn auch er wird dir ähnliche Fragen stellen. Die Leistung einer Impfberatung für Reisezwecke bieten viele Hausärzte an, es gibt jedoch auch spezielle Tropenmediziner (welche ich dir eher ans Herz lege), die sich darauf spezialisiert haben. Auch das Outdoor-Geschäft “Globetrotters” bietet an manchen Standorten solche Beratungen mit Tropenmedizinern an. Weitere Informationen zu den Standorten findest du hier

Zum Schluss ist es jedoch deine eigene Entscheidung. Man sollte hier in jedem Fall nicht zu knausrig sein, um Geld einzusparen. Die Gesundheit ist das höchste Gut und ohne sie ist eine Reise ohnehin gelaufen! Dennoch braucht man sich auch nicht gegen alle erdenklichen Krankheiten ganz im Hypochonder-Stil impfen. Letztendlich möchte man die Reise ja auch genießen und nicht einem Paranoia-wahn verfallen.

Wichtigste Reiseimpfungen

Hepatitis A, Hepatitis B, Polio, Tetanus, Diphtherie. Bei Bedarf: Tollwut (ACHTUNG! ohne Impfung verläuft Tollwut immer tödlich!), je nach Reisedestination: japanische Enzephalitis. 

Wieso sollte man die Grundimpfungen machen?

Ganz einfach, weil manche der oben genannten Krankheiten über das Essen übertragen werden können, sodass sie selbst in Deutschland empfohlen werden!

Tollwutimpfung Thailand

Ja, speziell dieses Thema wird ausgiebig in Online-Foren und Facebook-Gruppen immer wieder ausdiskutiert und das Fazit geht meist in eine Richtung: die meisten halten die Impfung für überflüssig.

Ich kann dem nur bedingt zustimmen. Selbstverständlich geht man streunenden Tieren in einem Urlaubsland wie Thailand aus dem Weg und natürlich passt man auf sich auf. Dennoch: südliche Länder gehen mit Tieren anders um, als wir beispielsweise in Deutschland. Man muss sich tatsächlich auch vor Augen halten, dass man in südlichen Ländern durchaus mehr streunende, wilde Tiere sieht, als hierzulande. Unter anderem ist die medizinische Versorgung (auch im Veterinärbereich) nicht so gut, wie in der westlichen Welt – leider!

Es ist daher nur eine Frage der Zeit, wann man dem ersten streunenden Hund, oder der ersten streunenden Katze begegnet. Ich persönlich bin auf meinen Reisen vielen dieser wildlebenden Tieren begegnet, wobei viele von Ihnen aggressiv waren, oder eindeutige Krankheiten (z.B. auch die Krätze) aufgezeigt haben und/ oder verwahrlost waren.

Leider ist auch das klassische Bild von Tollwut etwas verzerrt – so assoziiert man mit dem Krankheitsbild meistens aggressive Hunde “mit Schaum vor dem Mund”. Leute: Wenn ein Hund an Tollwut erkrankt ist und bereits Schaum vor dem Mund hat, sind seine letzten Stündchen gezählt, er befindet sich im Endstadium. Dabei sind die richtigen, ersten Tollwutsymptome viel subtiler und dezenter: Erkrankte Tiere sind meist sehr anhänglich und zutraulich, manchmal sogar lethargisch und machen irgendwie einen unfitten Eindruck. Die Zutraulichkeit schlägt erst später in Wasserscheu und Aggressivität um. Viele von Ihnen haben außerdem Schrammen, oder Bisswunden, blutiges, oder verkrustetes Fell und verklebte Augen. All das und viele weitere Zeichen, sollten einem zur Vorsicht mahnen.

Eigene Erfahrungen sammeln

Ich persönlich hatte während meinen Reisen immer wieder Berührungspunkte mit Tieren (auch aggressive Affen), in Städten und ländlichen Gebieten, nachts in Bangkok in Seitenstraßen, oder ACHTUNG! unter Brücken. Generell rate ich ab (nicht nur deswegen), nachts in dunkle Ecken zu gehen, oder dunkle Treppen hinabzusteigen, welche an dunkle Straßenbrücken angrenzen. Wildhunde schlafen dort meistens!

Auf Koh Kood beispielsweise war ein verwahrloster Hund mit bereits gelben, verklebten Augen und zerrupftem Fell, jeden Tag vor unserem Bungalow gelegen und ist uns ebenfalls jeden Tag an den Strand nachgelaufen (und hat sich unter meine Strandliege gelegt).

Zum Schluss durfte ich dann noch bei einem Sturz in einer Tropfsteinhöhle mit Fledermauskot (ja, der enthält auch die Tollwuterreger) auf dem Boden und offenem Bein, am selbigen Abend ins Krankenhaus und die erste Postexpositionsprophylaxe (von insgesamt 5 Spritzen) durchführen lassen. Das war nicht nur teuer, sondern auch anstrengend: die Spritzen werden in unterschiedlichen Zeitabständen gegeben. So durfte ich auf meiner weiteren Reise in Thailand entsprechende Krankenhäuser aufsuchen, um dort auf den Tag genau die Postprophylaxe zu bekommen. Sonnenbaden war dann ebenfalls tabu – nice, oder?

Wieso im Vorfeld gegen Tollwut impfen?

4 Worte: Tollwut verläuft immer tödlich.

Ist die Krankheit erst einmal ausgebrochen (es gibt keine pauschale Inkubationszeit), gelangen die Erreger immer ins Gehirn. Sobald die Erreger dann ausgebrochen sind, gibt es keine Medikation mehr. Die Krankheit verläuft dann immer tödlich. Es gibt mittlerweile zwar Nachbehandlungsmethoden, diese kommen jedoch oftmals viel zu spät. Bei einem Biss, oder Kratzer durch ein Tier (z.B. Kratzer von Affen) sollte man die Wunde sofort reinigen (lassen) und sich umgehend ins Krankenhaus begeben. Hier kann jede Stunde zählen, bevor die Tollwuterreger ausbrechen und eine Chance auf Heilung ausgeschlossen ist. Abgelegene Orte an denen man sich ggf. zur Expositionszeit aufhält, machen diese Umstände nicht einfacher, denn nicht alle Krankenhäuser besitzen Impfseren. 

Etwas entspannter ist es, wenn man bereits im Vorfeld den Impfschutz aufgebaut hat. 4 Spritzen, Dauer: ca. einen Monat und man hat den vollen Impfschutz (bei Exposition muss dann nur noch eine Spritze verabreicht werden). Um den Schutz permanent aufrecht zu erhalten folgen nur wenige Auffrischungsspritzen und bei Personen, die entweder a.) häufig mit Tieren in Kontakt kommen und/oder b.) viel reisen, kann das durchaus Sinn machen.

Wichtig zu wissen: Auch bei einem aktiven Impfschutz durch eine Tollwutimpfung im Vorfeld, ist man nur zu 50% geschützt. Nach Exposition z.B. durch einen Biss, Kratzer, Speichel oder Kot in einer Wunde, oder auf den eigenen Schleimhäuten, muss man auch mit einem aktiven Impfschutz umgehend in ein Krankenhaus, um das nötige Gegen-Serum (entsprechend dem Tier) zu erhalten. Wir sprechen hier von einer Spritze, anstelle von 5 und wir sprechen hier außerdem von einem größeren Zeitfenster bis zum Ausbruch der Tollwuterreger.

Reiseimpfungen für Backpacker

Besonders Backpacker und Trekkingtouristen, welche fernab der städtischen Routen wandern und/oder reisen, empfehle ich: impft euch gegen Tollwut! Nicht alle Reiseimpfungen sind sinnvoll, doch Krankheiten die immer tödlich enden, sollte man so gut wie möglich verhindern. Wurde man erst einmal infiziert, kommt meist die Reue über die Nachsichtigkeit in den Reisevorbereitungen und den notwendigen Reiseimpfungen. Doch dann ist es zu spät.

Du möchtest mehr über gesundheitliche Risiken in Thailand und Südostasien wissen?

Hier geht’s weiter zum Thema Dengue und Malaria.

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