SCHLAFBUS NACH SUKHOTHAI
RECAP: Im Schlafbus nach Sukhothai: Ich lasse Bangkok Revue passieren. 3 Tage an Eindrücken prasseln auf mich ein. Es ist meine erste Fernreise, meine erste Backpackreise. Ich habe eine Reisebegleitung auf einer der Internetplattforen gefunden. Trotzdem bin ich auf mich alleine gestellt, für mich selbst verantwortlich. Ich habe mich gut vorbereitet, Wochen und Monate darüber nachgedacht, welche Medikamente und Utensilien ich bei meiner ersten Backpackreise benötigen werde. In Gedanken sammeln sich die Gegenstände auf einer abstrakten Liste. Doch was braucht man in 4 Wochen wirklich? In einem Land, mit anderen medizinischen Standards – aber ist das auch wirklich so? Wie werde ich als Vegetarierin in Thailand zurechtkommen? Wie ist die Kultur und wie sind die Menschen? Lächeln Thais wirklich so viel? Ganz ungewollt, denkt man automatisch an die Stereotypen. Ich hasse Stereotypen.
Habe ich alle nötigen Impfungen? Reicht eine 64 GB Speicherkarte für meine Fotos? Die erste Fernreise ist etwas ganz besonderes und man hat meist so viele Fragen. Doch das macht die erste Backpacking-Reise aus. Die Reise ins Unbekannte. Das Abenteuer, das Adrenalin. Das Risiko und die Hemmschwellen. In einem klapprigen Bus zwischen schlafenden Thais, mit einem Jutebeutel voller Snacks, meiner Reiseapotheke und den jeweiligen 3-fachen Kopien meiner Dokumente, fühle ich mich deutscher als Deutsch. Ein neurotischer Kontrollfreak mit mehr Phobien als Sheldon Cooper – so fühle ich mich. Das Loslassen fällt schwer, das Zulassen auch. Genauso, wie das hinter-sich-Lassen. Genauso fühlt sich die erste Backpackreise an.
Holpernd schlummern wir, zusammen mit Einheimischen, in einem dunklen Nachtbus. Es ist 1 Uhr nachts und obwohl ich total übermüdet bin, hält mich eine Energie wach, von welcher andere Backpacker auch schon gesprochen haben. Mit Bangkok ist das so: erst überrollt es dich, dann bremst es dich aus. Nach 3 Tagen Großstadtdschungel verlassen dann auch wir das laute, rastlose, “dreckige” Bangkok und fahren nach Sukhothai. Obwohl ich mich nun endlich auf die ländliche Seite Thailands freue, wirken Eindrücke auf mich nach, wirkt Bangkok nach. So befindet man sich emotional immer wieder zwischen Begeisterung und Schuldgefühlen. RECAP ENDE.
START IN BANGKOK – DER BACKPACKING TRIP KANN BEGINNEN
Auf der KhaoSan Road trifft sich die Welt. Menschen und Backpacker aus allen Ländern und jeglichen Alters treffen hier ein, um ein erstes Gefühl für Thailand zu entwickeln. Doch das Leben außerhalb der größten Backpacker-Meile ist ein ganz anderes: So laufen wir am zweiten Abend zu Fuß nachts mit Flip-Flops durch “halb-Bangkok”, weil wir die Anlegestelle der letzten Fähre nicht gefunden und sie daher verpasst haben. Wir finden lediglich einen kleinen Pier auf dem ein Mann mit zerfetzten, alten Kleidern schläft – bei sich hat er sein weniges Hab- und Gut: es sind vielleicht 6 Gegenstände. Wenige Meter davor, entdecken wir auf dem Boden eine schlafende Frau. Wir laufen vorbei an dunklen Gassen, Straßen auf dessen Boden Einheimische liegen, vorbei an freilaufenden, aggressiven, streunenden Hunden und stinkenden Müllhaufen. Hier und da kreuzt eine riesige Ratte unseren Weg. So verlaufen wir uns nachts immer mehr in den Weiten Bangkoks.
8 MILLIONEN MENSCHEN
Nach über einer Stunde fängt es dann an zu blitzen – ein großes Gewitter zieht auf. Ich habe die Schnauze voll und rufe ein Taxi zur KhaoSan. Eine Stunde später liegen wir frisch geduscht in unserem Hostel, während draußen die Welt unter geht: das Gewitter ist direkt über uns. Es stürmt, regnet, donnert und blitzt und während ich so daliege, muss ich an den Mann auf dem Pier und die Frau auf der Straße denken. 2 Menschen von über 8 Millionen.
Doch selbstverständlich hat Bangkok auch schöne Seiten. Wenn man es erst einmal geschafft hat, sich auf Bangkok einzulassen, dann begegnet man interessanten Menschen und erlebt schöne Momente. Hilfsbereite Thais begegnen dir, sobald man sich ihnen mit einem Lächeln öffnet. In der Tat ist das Lächeln in Thailand mitunter die wichtigste Form der Kommunikation. Begrüßt man dann noch einen Thai auf thailändisch, ist das Eis gebrochen.
Welche Hürden wir bis dahin auf unserer Backpackreise überwinden mussten und in welchen skurrilen Situationen wir schon waren, gibt’s im zweiten Blogeintrag zu Bangkok