KAMPOT & KEP

Nach einem Tag Pause geht es mir etwas besser. Mein Magen hat sich ein wenig beruhigt, aber richtig fit fühle ich mich nicht. Über TripAdvisor haben wir eine Tour mit Ian gebucht: zur Salz-Farm, einer Pfeffer-Plantage und in alten Hindi-Tempel in einer Höhle (älter als die Anlangen von Angkor).

Nach dem Frühstück holt uns Ian ab. Wir warten und sehen keinen TukTuk-Fahrer. Wir laufen zur nächsten Unterkunft und finden einen TukTuk-Fahrer und fragen: “Ian?” er nickt und wir steigen ein. Nach 10 Minuten Fahrt Richtung Stadt, merken wir, dass der Fahrer keinen Plan hat. Sein Englisch ist sehr schlecht und wir stellen fest: Das kann nicht Ian sein. Wir erklären, dass wir zurück möchten und er ist etwas angepisst. An unserer Unterkunft angekommen, wartet dort auch schon der echte Ian. Er hat ein gutes Englisch und wir lachen über die Situation. Insgesamt macht er einen sehr gebildeten Eindruck und ich löchere ihn mit Fragen rund um das Khmer-Regime und Pol Pot.

Ian

SALZFARM KAMPOT

Ian fährt uns zur Salzfarm und wir bekommen eine Führung. Im Anschluss gehen wir auch noch in das dort angebundene Salzmuseum. Es ist echt spannend, wie aufwendig die Gewinnung ist und vor allem die Reinigung, die hier noch per Hand in der Endkontrolle gemacht wird.

Das nächste Ziel ist der Hindutempel in der Höhle. Bevor wir aber dort hinfahren, möchte uns Ian spontan zu sich nach Hause einladen, zeigen wir er lebt. Offenbar hat er uns jetzt schon in sein Herz geschlossen. Wir sind einverstanden und haben ein gutes Gefühl.

LANDLEBEN IN KAMPOT

Wir fahren raus auf’s Land. Kommen vorbei an atemberaubenden Landschaften. Hier ist alles sehr grün, felsig, voll von Bergen, Teichen und Palmen. Wir kommen vorbei an Seen, Plantagen und endlosen Gärten und Gemüsefeldern. Das grüne Panorama wird nur von endlosen Bergen eingegrenzt. Weit und breit kein Beton und keine feste Straße, die Luft unglaublich klar und frisch. Es ist wunderschön hier. Die Erde wirkt fruchtbar und die Gräser saftig. Ganz anders als alle anderen trockenen Landschaften, die wir bisher in Kambodscha gesehen haben.

Eingang zu Ians Hof, direkt an einem See. Wir sind sprachlos darüber, wie schön Ian landschaftlich wohnt.

Bei Ian angekommen, öffnet er ein kleines Zaun-Tor zu einem riesigen Garten. Nur ein kleiner Teil ist überdacht. Geschlafen wird im Freien mit offenen Wänden. Im hinteren Teil ist ein kleines Tiergehege. Die Hühner und Schweine rennen frei herum und wir werden direkt von einem Hund begrüßt und um-schmust. Hinter dem Zaun rennen die Enten in einer Schar aus dem See heraus. Auch Ians Mutter kommt sofort angerannt und begrüßt uns. Ich bin mir sicher, hier sagen sich Fuchs und Hase gute Nacht.
Wir bekommen den ganzen Hof gezeigt. Der Vater liegt auf einer Bambus-Pritsche und schläft. Er fühle sich nicht gut, war gestern auf einer Hochzeit. Vermutlich ein Euphemismus für “er hat einen Kater”.

Wir sollen uns setzen. Ian zieht sein sauberes Shirt aus und klettert ohne jeglichen Hilfsmittel in Windeseile eine Kokospalme hoch. Wir bekommen frische Kokosnüsse serviert und die Mutter löchert uns, ob wir verheiratet sind und wie unser Leben ist. Sie will einfach alles wissen.

Hier lebt man von der Ernte, quasi von der Hand in den Mund. Man erzählt uns, dass schon bald ein Rentner aus England käme, der künftig auf dem Hof leben möchte, um hier seine Rente zu verbringen. Für ihn bauen sie gerade ein eigenes Zimmer. So richtig mit 4 Wänden. Bereits seit 7 Jahre käme er jedes Jahr für 4 Wochen.

Alle sind so unglaublich herzlich und gastfreundlich und wieder einmal geben die Leute die am wenigsten haben, ihr letztes Hemd für White Trash Traveling .

Selbst die Schweine kommen zum Schmusen angerannt

ÄLTESTER HINDU-TEMPEL KAMBODSCHA

Wir verbringen in dieser Idylle eine Stunde und eigentlich möchte ich gar nicht gehen, würde hier am liebsten 1-2 Wochen bleiben und auf dem Hof helfen.

Wir verabschieden uns und versprechen der Mutter, irgendwann wieder zu kommen. Dann geht’s zum Hindu-Tempel in der Höhle. Dafür müssen wir ein Stück durch den Dschungel und uns wird erklärt, dass hier Anakondas leben. Die Treppen durch den Dschungel sind mit Anakonda-Köpfen geschmückt. Wir sind alle sehr wachsam. Mena durchquert die komplette Höhle mit Ian, ich schaue mir nur den Tempel an und kehre dann alleine wieder um. Zu Sehr sitzt die Erinnerung aus Thailand, als ich den Hang hinuntergeschlittert bin und mir mein Bein aufgerissen habe. Das Setting ist nämlich ganz ähnlich: wieder stehe ich mit Low Chucks in einer Tropfsteinhöhle bei 85% Luftfeuchtigkeit.

Ich warte draußen und wie ich da warte, kommen ein paar kambodschanische Kinder ganz aufgeregt angerannt und schreien “Anakonda, Anakonda”. Sie führen mich zu einem großen Baum, aber ich kann sie nicht sehen.

SEE VON POL POT

Nach dem kleinen Tempel halten wir noch an einem See, der von Pol Pot angelegt wurde. Er ist eigentlich nicht Teil dieser Tour, aber Ian möchte ihn uns trotzdem zeigen. Wieder unterhalte ich mich sehr interessiert mit Ian über die kambodschanische Geschichte und Politik. Es macht wirklich Spaß und ist sehr aufschlussreich, weil er ein gutes Englisch spricht.

Gute Unterhaltung mit Ian über die dunkle Geschichte Kambodschas mit Blick auf Pol Pots See
FRANZÖSISCHE PFEFFERFARM KAMPOT

Zum Abschluss geht es zur Pfeffer-Plantage, die sich in französischem Besitz befindet. Kampot-Pfeffer, ist der teuerste Pfeffer der Welt. Er wird in der 5-Sterne-Gourmet-Küche verwendet. Auf der Plantage angekommen, bekommen wir eine Führung und danach eine Pfefferverköstigung. Es ist unglaublich interessant und mir war gar nicht bewusst, wie viele Nuancen im Geschmack es hier geben kann.

Die Vielfalt des Pfeffers
Wasserbüffelherd in der freien Wildbahn, mitten auf unserem Weg

KEP ALS TAGESAUSFLUGSZIEL

Wir erzählen Ian, dass wir eigentlich noch nach Kep wpllte. Total spontan meint er: “Dann lasst uns fahren!”. Wir sind überrascht, denn eigentlich gehört auch Kep nicht zur Tour. Unterwegs möchte er uns außerdem noch zeigen, wie Durians und Jackfruits wachsen. Wir sind geplättet von seinem Engagement.

Dort angekommen gehen wir über den Markt am Strand, chillen mit Ian am Hafen und kaufen uns von einer Straßenverkäuferin Knödel in einer Brühe mit frischen Kräutern und einem Ei garniert. Es sieht sehr lecker aus und schmeckt mega gut! Unterwegs nehme ich ein Eckhaus war, welches ursprünglich Gemütlichkeit und Anziehung bei mir auslöst. 4 Jahre später stolpere ich erneut über dieses Haus. Durch Zufall entdecke ich, dass dieses Haus 2024 zum Verkauf steht. Sachen gibts.


Danach fahren wir nach Kampot zurück und Ian hält für uns sogar an einem Supermarkt, damit wir Angkor-Bier und Proviant für den nächsten Tag kaufen können. Obwohl Kep und die Supermarkt-Tour nicht zur gebuchten Tour gehören und auch nicht auf der Route liegen, fährt uns Ian ganz selbstverständlich dort hin.

Weil Ian so nett und gastfreundlich war, geben wir ihm ordentlich Trinkgeld. Er freut sich und möchte, dass wir unbedingt in Kontakt bleiben. Es ist der vierte Abschied in diesem Urlaub, der wirklich schmerzt.

GASTFREUNDSCHAFT IN KAMBODSCHA

Die Gastfreundschaft, das gute Englisch und sein Zuhause (der wundervolle Bauernhof) bleiben nachhaltig lange in meiner Erinnerung und ich hoffe, dass ich Ian irgendwann wieder einmal besuchen kommen kann. Kep war auf meiner Kambodschareise außerdem die östlichste Region und die am weitesten entfernte Strecke, von zuhause. Der Osten von Kambodscha soll besonders beliebt bei Kletterern und Trekkern sein, da es hier viele Felsen gibt.

Gedanklich bin ich dort. In diesem Land, bei diesen Menschen, fast jeden Tag, für die nächsten 4 Jahre…

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