Am nächsten Tag brechen wir früh auf, denn wir möchten nach Phnom Penh. Von dort aus wird in wenigen Tagen unser Flug zurück nach Deutschland gehen.
Außerdem stehen weitere Programmpunkte auf unserer Liste: a.) ich möchte mir dort von einer thailändischen Tätowiererin den Hindu-Dämon “Rahu” tätowieren lassen und b.) möchten wir zu den bekannten Killing Fields.
Der Tag ist stressig. Wir kommen in Phnom Penh an und fahren direkt zum Tattoo-Studio. Ich bespreche mein Motiv mit Kat und vereinbare für den nächsten Tag einen Termin. Dann suchen wir ein vegetarisches Restaurant auf, essen und schlendern abends durch Phnom Penh.
GÄNSEHAUT BEIM KARTENLEGEN
An einer Promenade entdecke ich eine Reihe von kleinen roten Tischen, an denen Einheimische sich die Karten legen. Ich möchte das auch und beinahe jede/ Kartenleger/in lehnt mich ab – bis auf eine. Sie ist bereit mir die Karten zu legen, mir Hilfe von Google Translate, denn sie spricht kein Englisch. Mena macht sich über das Kartenlegen lustig und raucht eine Zigarette, während mir die Karten gelegt werden. Gleich der erste Satz der Kartenlegerin, ist ein Faustschlag in meine Magengrube: “Your father feels sorry.” Was mit meinem Vater passiert ist, kann sie einfach nicht wissen. Zu speziell das Thema. Sie erwähnt weitere Dinge, die aktuell auf mich zutreffen und die sie nicht wissen kann. Sie beantwortet mir außerdem eine Frage, die ich seit 2 1/2 Wochen mit mir innerlich rumschleppe, ohne dass ich ihr die Frage gestellt habe. Dann spricht sie über meine Zukunft und deren Details. Genaueres möchte ich hier aus persönlichen Gründen nicht erläutern. Mit Gänsehaut stehe ich auf, exe mein Bier leer und mache Platz für Mena.
Auch ihr wiedergibt sie aktuelle Geschehnisse und Textnachrichten mit genausten Wortlauten. Mena, die zuvor eine große Klappe hatte und belustigt zugesehen hat, ist jetzt ganz still und klein. Nachdem sie ihre Karten gelegt bekommen hat, sagt sie: „Lass uns eine Bar suchen. Ich muss mich betrinken.” Auch mir ist danach und wir laufen random durch die Gegend, bis wir die nächste Bar finden. Wir sehen ein Schild “LAZY GECKO BAR”. Sehr verwinkelt laufen wir durch Gänge, ehe wir in der Bar sind. Sie ist wirklich sehr sehr klein uns es sitzen gerade mal 2 Leute darin.
Dort bedient ein Inder (Student) und an der Bar sitzt eine Türkin mit ihrem Freund, deren Beziehung von deren Familie nicht geduldet wird. Beide kotzen über ihr Land ab, auch sie möchten sich heute betrinken. Die Runde ist perfekt. Es wird eine abartig nett-skurrile Runde, denn alle die in dieser Nacht an dieser Theke gestrandet sind, haben eine unglaubliche Geschichte zu erzählen.
Gegen 3 Uhr merke ich Druck auf meinen Bronchen. Ich muss permanent husten und trinke eine 1,5 Liter Flasche Wasser und mache mich auf den Weg in unsere Unterkunft, denn am nächsten Tag muss ich früh raus zu meinem Tattoo-Termin und da ist Alkohol am Vorabend alles andere als hilfreich. Unterwegs mache ich noch in einem Supermarkt halt.